"WARST DU AUCH ARTIG?..."

Diese Woche war der Krampus- und Nikolaus da. Wer möchte schon vom Krampus, einem gruseligen Wesen besucht werden. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich mich früher immer versteckt habe, wenn der Nikolaus gemeinsam mit dem Krampus plötzlich vor der Türe stand.
Bei einem Krampuslauf im Waldviertel hat mein Opa mich hochgehoben und  getragen, damit ich mich nicht so sehr fürchten muss. Ein Krampus war dann so lieb und hat seine Maske abgenommen, damit ich mich nicht so sehr Angst haben muss. Das hat mich sehr erleichtert, dass doch nur ein Mensch unter dem Kostüm versteckt war.

Doch, was macht das alles mit uns bzw. den Kindern?
Von Kindesbeinen an, wurden wir dahingehend erzogen, dass wir artig und brav sein sollen. Wenn das der Fall war, dann wurden wir beschenkt – die „schlimmen Kinder“ wurden hingegen geschimpft und bekamen einen Besuch vom Krampus. Wenn Kinder so klein sind, haben sie meistens große Angst vor diesen Wesenheiten. So kommt es, dass durch die Bestrafung bzw. die Angst vor der Bestrafung die „schlimme Seite“ bzw. die nicht gesellschaftstauglichen Anteile in uns Menschen unterbunden werden. Kinder lernen dadurch, dass sie so, wie sie sind nicht richtig sind und auch nicht angenommen werden – erst, wenn sie „brav und artig“ sind, werden sie geliebt. So kommt es, dass Gefühle, Wünsche, individuelle Bedürfnisse, persönliche Vorstellungen und sogar wichtige, charakteristische Vorstellung werden aberzogen werden.
Ja, es ist wichtig, in einer Gesellschaft zu leben und nicht jeden anzubrüllen, doch hilft es uns im Leben auch nicht weiter, wenn wir ängstliche, sorgenvolle, ärgerliche, wütende, zornige, hoffnungslose Gefühle unterdrücken und wegschieben. Denn alle Gefühle, die nicht gelebt werden, drücken sich anders aus: z.B. durch körperliche und psychische Erkrankungen. Gerade als Frau wurden wir dazu erzogen, brav und artig zu sein, unsere Wut und unseren Ärger nicht zu zeigen, sondern hinunterzuschlucken.

Und was passiert dann?!?
Es sind so viele Frauen in der Welt, die sich von sich selbst so sehr entfremdet haben, dass sie oft an einem gewissen Punkt in große Krisen schlittern. Meistens lernen sie dadurch, auf ihren eigenen Weg zurück zu finden und sich wieder besser auszudrücken, zu spüren und entsprechend zu handeln.
Wer ständig seine Wünsche unterdrückt, sich für alle anderen aufopfert, seinen Schmerz nicht zeigen kann/darf, wer dem eigenen Ärger keinen Raum geben darf bzw. kann, der lebt an sich selbst vorbei und lebt gewisse Anteile nicht. Das kann sehr blockierend sein, die Lebensenergie und Kreativität behindern oder sogar vollkommen einschränken. Als Folge davon beginnen diese Frauen damit, mit dem Kopf durch die Welt zu gehen, um angepasst in der Gesellschaft zu funktionieren. Es sind Frauen, die in abhängigen Partnerschaften stecken, die in einem Job sind, der sie absolut unglücklich macht. Frauen, die nur nach dem Verstand handeln und hart mit sich selbst und der Umgebung sind. Sie haben den Zugang zu ihrem eigenen Herzen haben leider verloren.
Auch ich durfte mich vor einigen Jahren auf den Weg zu meinem eigenen Weg machen und es gibt immer noch herausfordernde Zeiten, in denen ich üben darf, mir selbst treu zu sein, meine Grenzen zu spüren und klar auszudrücken und mich so zu zeigen, wie ich wirklich bin. Es ist ein Weg, den man täglich üben und gehen darf.
Deswegen ist es mir ein großes Anliegen, in meinen Frauenseminaren und -workshops, sowie den Einzelsitzungen mit meinen KlientInnen daran zu arbeiten diesen Themen entgegenzuwirken. So unterstütze ich Frauen dabei wieder mit sich selbst und ihrer eigenen Urkraft, dem inneren Kind, ihrer Echtheit, den eigenen Gefühlen, der Kreativität und der eigenen Intuition wieder in Kontakt zu treten. Wir arbeiten an persönlichen Glaubenssätzen, den hindernden Anteilen, dem persönlichen Ausdruck und  schaffen Raum für neue Entfaltung und Entwicklung.
Na, möchtest Du noch immer lieb, brav und artig sein, oder darf der „Krampus“ Dir auch einmal die Rute bringen?! 😉